Was ist Osteopathie?


Zusammenhang von Struktur und Funktion


 Unser Körper besteht aus unzähligen Strukturen wie Knochen, Muskeln, Sehnen und Organen. Ein Knochen beispielsweise ist eine harte Struktur, die dem Körper Halt gibt, für Festigkeit sorgt und vor Druck- oder Zugbelastung schützt. Ein Muskel hingegen kann sich zusammenziehen und dehnen und ermöglicht so erst den Knochen, sich zu bewegen. Es ist jeweils die Funktion, die eine Struktur zu dem macht, was sie ist. Ändert sich die Funktion, dann ändert sich auch die Struktur.

So wächst ein Knochen, wenn er ständig unter Druck- und Zugbelastung steht, genauso wie ein Muskel stärker wird. Werden Knochen oder Muskeln nicht mehr gebraucht, dann werden sie schwach und verkümmern. Gleiches gilt für alle anderen Strukturen des Körpers: Ein Mehr an Funktion führt meist zu einem Mehr an Struktur und umgekehrt. Für die Osteopathie ist dieses Prinzip der gegenseitigen Abhängigkeit von Struktur und Funktion wichtig. Denn  Funktionsstörungen zeigen sich als beeinträchtigte Bewegungen einer Struktur. Indem der Osteopath die Bewegungen überprüft, kann er eine Funktionsstörung feststellen.

Therapie-Arten

Der Osteopath behandelt nie einzelne Beschwerden oder Krankheiten, sondern immer den Patienten in seiner Gesamtheit.

Nicht die einzelne Beschwerde ist wichtig, sondern dass der Organismus als Ganzes einwandfrei funktioniert. Die optimale Kompensation aller Funktionsstörungen ist das Ziel, das wir erreichen möchten und damit  eine Art Gleichgewicht, das unser Körper halten will. Dieses Gleichgewicht ermöglicht es dem Körper, mit Störungen besser umzugehen und Beschwerden können deutlich geringer werden. Das ist gar nicht so einfach, denn unser Körper ist ständig inneren und äußeren Einflüssen ausgesetzt, die ihn aus diesem Gleichgewicht bringen.

Solange unser Körper dieses Gleichgewicht halten kann, sprechen wir von Gesundheit. Geht dieses Gleichgewicht verloren, erkranken wir. Doch selbst wenn wir erkranken, gibt unser Körper nicht auf, sondern versucht, wieder gesund zu werden und ein neues Gleichgewicht herzustellen. Die Fähigkeit unseres Körpers, Gesundheit zu halten oder bei Erkrankung wiederzuerlangen, verdanken wir diversen Regulationsprozessen. Diese zeigen sich auf vielfältige Weise, etwa wenn gerinnendes Blut eine Wunde verschließt, wenn Bakterien bei Entzündungen abgewehrt werden, wenn unser Körper nach einer Viruserkrankung gegen die gleiche Erkrankung immun wird oder wenn ein Knochen nach einem Bruch wieder zusammenwächst.

Meist entstehen Beschwerden oder Erkrankungen, weil eine Bewegungseinschränkung eine Struktur daran hindert, richtig zu funktionieren. Eine solche Funktionsstörung kann früher oder später sogar die Struktur schädigen. Daher wird ein Osteopath immer versuchen, Bewegungseinschränkungen zu lösen. Damit aktiviert er Regulationsprozesse, die dann voll wirken können. Mehr kann ein Osteopath nicht tun, heilen kann sich unser Körper nur selbst.

Nach einer ausführlicher Anamnese erfolgen osteopathische Hypothese und Therapie ausschließlich mit den Händen. Der Osteopath spürt  Bewegungseinschränkungen und Spannungen auf, die er mit speziell für die Osteopathie entwickelten Techniken behandelt. Eine osteopathische Behandlung dauert durchschnittlich 50 Minuten. Der Körper kann etwa 7 bis 10 Tage auf eine Behandlung reagieren, so dass eine erneute Behandlung meist erst nach dieser Zeit sinnvoll ist. Jede neue Therapiesitzung wird individuell auf die Symptome des Patienten abgestimmt. Nach vier- bis fünfmaliger osteopathischer Behandlung sollte eine deutliche Besserung der Beschwerden erzielt worden sein.

Unser Körper ist ständig in Bewegung, jede einzelne Struktur an ihm bewegt sich und führt dabei ihre ganz eigene Funktion aus. Die Osteopathie nutzt diesen Zusammenhang. Anhand der jeweiligen Bewegung erkennt ein Osteopath, ob eine Struktur auch richtig funktioniert. Dabei betrachtet die Osteopathie den menschlichen Körper immer als untrennbare Einheit. Erst das Zusammenspiel der einzelnen Strukturen ermöglicht dem Organismus als Ganzes zu funktionieren.

Der Osteopath benutzt vorwiegend seine Hände, als feinfühlige und jahrelang geschulte Instrumente kann er mit ihnen Funktionsstörungen erkennen und osteopathisch behandeln.

Aufgrund ihres eigenen Ansatzes kann die Osteopathie bei zahlreichen Beschwerden oft wirksam helfen. Dennoch ist sie kein Allheilmittel, sondern eine ergänzende Form der Medizin.